Im kommenden Jahr werden wir Euch mit noch mehr Referenzen, PocketCards und Beiträgen versorgen. Um das Warten erträglicher zu machen, hier vorerst mal ein Teaser.
Wie es im Jahr 2020 bei YEMA weitergeht
Liebe Mitglieder, Freunde und Unterstützer von YEMA!
Zuletzt mussten wir die 1. Hälfte unseres Jahresprogramms aufgrund des COVID-19 Lockdowns absagen. Nach einer zwischenzeitlichen Entspannung blicken wir gespannt auf die aktuellen Entwicklungen und deutlich steigende Infektionszahlen.
Nach intensiven Diskussionen im Vorstand haben wir uns schweren Herzens entschlossen, auch die zweite Hälfte unseres Jahresprogramms abzusagen. Im Jahr 2020 wird es daher kein YEMA goes PUB.lic geben. Mit einer „zweiten Welle“ am Horizont möchten wir auf keinen Fall für einen Cluster im Bereich des Gesundheitspersonals verantwortlich sein – wir bitten um Euer Verständnis.
Abseits dieser schlechten Nachrichten möchte wir Euch mitteilen, dass wir uns intensiv damit auseinandersetzen, wie man die „YEMA-Experience“ auch ohne unser Programm umsetzen kann.
Wir wünschen Euch alles Gute und hoffen, dass Ihr gut durch diese schwierigen Zeiten kommt!
Herzliche Grüße
Euer YEMA-Vorstand
Jahresprogramm 2019
HOT HOT HOT! Die Paramedic2 Studie
Gestern ist die PARAMEDIC2 Studie im New England Journal of Medicine erschienen. In diesem großen RCT mit 8014 Patienten wurde im prähospitalen Setting die Anwendung von Adrenalin gegen Placebo bei erwachsenen Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand untersucht.
Das primäre Endpunkt war das 30-Tage Überleben, der sekundäre Endpunkt eine gutes neurologisches Outcome nach 30 Tagen.
Hinsichtlich des primären Outcomes hatte die Adrenalin-Gruppe einen leicht signifikanten Vorteil (2.4% vs. 3.2%, P=0.02), es gab jedoch keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich des neurologischen Outcomes (2.2% vs. 1.9%), es zeigte sich sogar, dass in der Adrenalin Gruppe mehr Patienten mit einem sehr schlechten neurologischen Outcome entlassen wurden (31.0% vs. 17.8%).
In Kürze: Adrenalin erhöht das primäre Überleben, es gibt jedoch keine Vorteile beim neurologischen Outcome.
Link zur Studie (NEJM – Open Access)
BACKGROUND
Concern about the use of epinephrine as a treatment for out-of-hospital cardiac arrest led the International Liaison Committee on Resuscitation to call for a placebo-controlled trial to determine whether the use of epinephrine is safe and effective in such patients.
METHODS
In a randomized, double-blind trial involving 8014 patients with out-of-hospital cardiac arrest in the United Kingdom, paramedics at five National Health Service ambulance services administered either parenteral epinephrine (4015 patients) or saline placebo (3999 patients), along with standard care. The primary outcome was the rate of survival at 30 days. Secondary outcomes included the rate of survival until hospital discharge with a favorable neurologic outcome, as indicated by a score of 3 or less on the modified Rankin scale (which ranges from 0 [no symptoms] to 6 [death]).
RESULTS
At 30 days, 130 patients (3.2%) in the epinephrine group and 94 (2.4%) in the placebo group were alive (unadjusted odds ratio for survival, 1.39; 95% confidence interval [CI], 1.06 to 1.82; P=0.02). There was no evidence of a significant difference in the proportion of patients who survived until hospital discharge with a favorable neurologic outcome (87 of 4007 patients [2.2%] vs. 74 of 3994 patients [1.9%]; unadjusted odds ratio, 1.18; 95% CI, 0.86 to 1.61). At the time of hospital discharge, severe neurologic impairment (a score of 4 or 5 on the modified Rankin scale) had occurred in more of the survivors in the epinephrine group than in the placebo group (39 of 126 patients [31.0%] vs. 16 of 90 patients [17.8%]).
CONCLUSIONS
In adults with out-of-hospital cardiac arrest, the use of epinephrine resulted in a significantly higher rate of 30-day survival than the use of placebo, but there was no significant between-group difference in the rate of a favorable neurologic outcome because more survivors had severe neurologic impairment in the epinephrine group.
[Journal Club] Die PROCAMINO Studie
In Europa mag man den Na-Kanal Blocker Procainamid nicht so wirklich: Medikament der Wahl bei der stabilen Breitkomplex-Tachykardie ist Amiodaron (Sedacoron® – Bei der instabilen Tachykardie wäre es übrigens die elektrische Kardioversion).
Mit der PROCAMINO Studie gibts recht gute Evidenz gegen Amiodaron und für das Procainamid, die Anwendung der beiden Medikamente ist auch sehr ähnlich (Kurzinfusion, keine Bolusgabe!).
Wer mehr zur Studie lesen will: The Bottom Line
Unsere Frage an Euch da draussen: Wer hättte Procainamid zur Verfügung? Und wer benutzt es?
[Journal Club] Intubation durch Paramedics in Australien
In diesem interessanten Paper wurden über einen Zeitraum von 7 Jahren alle Paramedic-Intubationen ausgewertet (retrospektive Registerauswertung). Dabei intubierten Paramedics im Durchschnitt nur 3 mal pro Jahr, jene mit mehr Intubations-Erfahrung erzielten eine höhere Erfolgsrate beim ersten Versuch, in der Gesamtschau war die Erfolgsrate jedoch auch so sehr hoch (95% Gesamt-Erfolgsrate und 80% First-Pass- Erfolgsrate).
Eine Einschränkung der Studie ist, dass die Erfolgsrate von den Paramedics selbst berichtet wurde (Reporting Bias), außerdem fehlten in 17% der Fälle die Daten zur Anzahl der Intubationsversuche. In diesen Fällen wurde von den Autoren angenommen, dass die Intubation beim 1. Versuch erfolgreich war.
Bei Patienten mit Herz-Kreislauf Stillstand hatte die Erfahrung des Paramedics keinen signifikaten Einfluss auf die Rate von ROSC oder Patienten-Überleben. Die endotracheale Intubation im allgemeinen hatte jedoch eine höhere Rate an ROSC zu Folge, ein Überlebensvorteil für Patienten konnte allerdings nicht nachgewiesen werden.
Abstract
Paramedic Intubation Experience Is Associated With Successful Tube Placement but Not Cardiac Arrest Survival.
Dyson K, Bray JE, Smith K, Bernard S, Straney L, Nair R, Finn J.
Ann Emerg Med. 2017 Sep;70(3):382-390.e1. doi: 10.1016/j.annemergmed.2017.02.002.
STUDY OBJECTIVE:
Paramedic experience with intubation may be an important factor in skill performance and patient outcomes. Our objective is to examine the association between previous intubation experience and successful intubation. In a subcohort of out-of-hospital cardiac arrest cases, we also measure the association between patient survival and previous paramedic intubation experience.
METHODS:
We analyzed data from Ambulance Victoria electronic patient care records and the Victorian Ambulance Cardiac Arrest Registry for January 1, 2008, to September 26, 2014. For each patient case, we defined intubation experience as the number of intubations attempted by each paramedic in the previous 3 years. Using logistic regression, we estimated the association between intubation experience and (1) successful intubation and (2) first-pass success. In the out-of-hospital cardiac arrest cohort, we determined the association between previous intubation experience and patient survival.
RESULTS:
During the 6.7-year study period, 769 paramedics attempted intubation in 14,857 patients. Paramedics typically performed 3 intubations per year (interquartile range 1 to 6). Most intubations were successful (95%), including 80% on the first attempt. Previous intubation experience was associated with intubation success (odds ratio 1.04; 95% confidence interval 1.03 to 1.05) and intubation first-pass success (odds ratio 1.02; 95% confidence interval 1.01 to 1.03). In the out-of-hospital cardiac arrest subcohort (n=9,751), paramedic intubation experience was not associated with patient survival.
CONCLUSION:
Paramedics in this Australian cohort performed few intubations. Previous experience was associated with successful intubation. Among out-of-hospital cardiac arrest patients for whom intubation was attempted, previous paramedic intubation experience was not associated with patient survival.
Bad News – das SPIKES Schema!
Schlechte Nachrichten zu Überbringen ist schwierig, besonders wenn man es gut machen will. Baile et al. haben im Jahr 2000 in „The Oncologist“ das SPIKES Schema publiziert, bis heute wurde die Publikation über 1200 mal zitiert und das Schema ist Teil der Ausbildung in vielen Studiengängen.
Wir haben das Schema für Euch in einem Infograph aufbereitet:
The Mottling Score – Marmorierung in der Sepsis
Marmorierung ist ein Begriff, der uns schon im Untersuchungskurs während des Studiums immer wieder begegnet. Wie auch die verlängerte Rekapillierungszeit ist die Marmorierung ein Zeichen der Mikrozirkulationsstörung. Erfahrene Kliniker wissen schon lange, dass diese als schlechtes Zeichen angesehen werden muss. Doch welchen Einfluss genau hat die Marmorierung auf die Mortalität der Patienten?
Bereits 2011 hat die französische Gruppe um Ait-Oufella et al. sich mit der Marmorierung im Rahmen der Sepsis beschäftigt. Sie entwickelten den „Mottling Score“, der die mikrozirkulatorischen Veränderungen im Bereich des Knies einteilt. Hierbei gibt es folgende Grade:
Score 0 – Keine Marmorierung
Score 1 – Eine etwa münzgroße Marmorierung über dem Knie
Score 2 – Moderat marmorierter Bereich, der die Kniescheibe nicht überschreitet
Score 3 – Mild marmorierter Bereich, der die Mitte des Oberschenkels nicht überschreitet
Score 4 – Schwer marmorierter Bereich, der die Leistenregion nicht überschreitet
Score 5 – Schwerst-marmorierter Bereich, der die Leiste überschreitet
Wichtig ist hierbei, dass dieser sehr leicht zu erfassende Score nach sechs Stunden einen stärkeren Prädiktor für die 14-tages Mortalität darstellt, als beispielsweise der Laktatspiegel oder die Urinproduktion des Patienten.
Leider findet sich dieser Score im Bereich der Notfall- und Intensivmedizin viel zu selten, da er durchaus eine zusätzliche Informationsquelle für die Entscheidung der Therapie darstellen kann. Er wäre mit Leichtigkeit in die Versorgung in den Notfallambulanzen und Intensivstationen zu integrieren. Deshalb haben wir ihn hier als Infographik zusammengefasst.
Stammtisch – März
Unser nächster Stammtisch findet am Mittwoch den 7.März 2018 ab 19h in der NachBar (Laudongasse, 8, 1080 Wien) statt.
Wir freuen uns auf Euer Kommen!
Bolus-Vasopressoren
Vasopressoren in der Notfallmedizin
Vasopressoren werden Notfallpatienten verabreicht, um den Blutdruck und somit die Organperfusion aufrechtzuerhalten.
Folgende Situationen können unter anderem einen Vasopressor-Einsatz erfordern:
- Rapid Sequence Induction
- ROSC
- Procedural Sedation (z.B. Analgosedierung zur Reponierung von Frakturen)
- Peri-Arrest-Situation
- Überbrückung bis zur Anwendung von kontinuierlicher Katecholamingabe
Wichtig ist die genaue Dosierung bzw. das Mischverhältnis, denn die unbeabsichtigte Gabe einer zu hohen Dosierung kann Patienten durchaus auch immensen Schaden zufügen. (!) Die im Infograph angegebenen Dosierungen sind lediglich Vorschläge und sollten im Einklang mit lokalen bzw. Krankenhaus- oder Rettungsdienst-internen Algorithmen verwendet werden.
Wir haben für Euch die gebräuchlichsten Vasopressoren, die als Boli verabreicht werden können, in einem Infograph dargestellt. Weitere ebenfalls in Österreich verwendeten Vasopressoren sind z.B. Akrinor® oder Ephedrin.